Modellprojekt digitale Planung Bayern – XPlanung der Stadt Ingolstadt

Wie man ja weiß, mahlen die Mühlen in Bayern etwas anders. Dies kann sowohl positive als auch negative Folgen haben. Im Bereich der Einführung des XPlanung-Standards hat Bayern lange gewartet und beobachtet, was andere Bundesländer mit welchem Erfolg in die Wege leiten. So wollte man frühe Fehler vermeiden und von den Erfahrungen der anderen profitieren.

Richtig Fahrt aufgenommen hat die Einführung des vom IT-Planungsrates beschlossenen Standards in Bayern mit den Onlineveranstaltungen „Fachforum Digitale Planung Bayern“ jeweils im November 2021 und 2022. Dabei wurden die Städte und Gemeinden über die Pflicht der Vorhaltung von XPlan-Daten im Bereich der Stadt- und Flächennutzungsplanung informiert.

Ein weiterer Baustein bei der Einführung war der Start eines Modellprojektes „Digitale Planung Bayern-XPlanung“ durch das bayerische Staatsministerium für Bau, Wohnen und Verkehr Ende 2021. Der Fokus lag dabei auf der Erstellung bzw. Umstellung von Flächennutzungsplänen (FNP) auf das vollvektorielle XPlan-konforme Datenformat. Dabei war es unerheblich, ob die FNPs neu aufgestellt, fortgeschrieben oder einfach nur aufbereitet und in XPlan konvertiert werden würden. Bedingung war, dass neben der Stadt oder Gemeinde auch Firmen aus der freien Wirtschaft beteiligt sein mussten.   

Die Stadt Ingolstadt hat sich an dem Förderprojekt beteiligt. Widemann Systeme hat die Stadt Ingolstadt dabei als Consultant unterstützt.

Ziel war es, die Mitarbeiter der Stadt Ingolstadt dabei zu unterstützen, die meisten Arbeiten selbst durchzuführen und so im Stadtplanungsamt entsprechendes Know-how und Erfahrung aufzubauen, welches dann bei der weiteren Implementierung des XPlan-Standards, auch im Bereich von Bebauungsplänen, angewendet werden kann.

Nachdem im März 2022 die Bewilligung des Projektes durch das Staatsministerium erfolgt ist und einige vorbereitende Arbeiten durchgeführt wurden (Angebotsabgabe und Beauftragung, Vorabgespräche), konnte am 22.07.2022 das Kickoff-Meeting mit allen Beteiligten durchgeführt werden.

In diesem wurde die weitere Vorgehensweise beschlossen. Zunächst sollte die bestehende Datengrundlage untersucht werden:

1. Bestandsaufnahme und Analyse der verwendeten Planzeichen inklusive der dazu benötigten Sachdaten
2. Bestandsaufnahme und Analyse der Fachpläne (ggf. automatisiertes Einlesen in den FNP)
3. Untersuchung der geometrischen Genauigkeit des CAD-Planes

Die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme sollten dann genutzt werden, um den Plan XPlan-konform umzuwandeln. Dazu mussten die Planzeichen aufbereitet werden und die Geometrien für einen Flächenschluss angepasst werden.

Während der gesamten Laufzeit erfolgte die Begleitung des Projektes über eine Support- und Beratungsdienstleistung durch die Widemann Systeme GmbH. Durch diese wurde nicht nur der Software-Support (AutoCAD, WS LANDCAD), sondern auch weitergehende Fragen bezüglich der XPlanung abgedeckt, sodass eine umfassende Projektbetreuung gewährleistet werden konnte.

Flächennutzungspläne werden über einen sehr langen Zeitraum geführt. Änderungen und Fortführungen müssen eingearbeitet werden – der Plan befindet sich ständig in Bewegung. Nicht selten wurde der FNP bei der Erstaufstellung noch händisch gezeichnet und fortgeführt und dann bei Verfügbarkeit der entsprechenden Technik digitalisiert. Oft wurde noch die Software gewechselt und der Plan in ein neues Koordinatensystem transformiert. Dies alles bewirkt, dass der Plan nicht mehr konsistent ist und Fehler enthält.

Im Fall der Stadt Ingolstadt wurde der FNP 1996 rechtskräftig und war von Beginn an digital vorhanden, da dieser bereits mit ArcGIS erfasst worden war. Später, 2010, wurde der Plan in AutoCAD/WS LANDCAD importiert und liegt seitdem als dwg-Datei mit WS LANDCAD Planzeichen vor. Trotz der Tatsache, dass der Plan mit WS LANDCAD geführt wurde, haben sich Probleme hinsichtlich sowohl der Planzeichen als auch der geometrischen Genauigkeit ergeben.

So wurden Planzeichen verwendet, die von Widemann Systeme GmbH 2014 für die Stadt Ingolstadt erstellt wurden, die nun nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen entsprachen.

Aus diesem Grund wurde zunächst eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Planzeichen durchgeführt und dokumentiert. Diese Planzeichen wurden nach Objekttyp (Fläche, Linie, Punkt), XPlan-Objektklasse und in der PlanzV90 vorhanden oder nicht, tabellarisch erfasst. Aufgrund der Tatsache, dass in Bayern auch landschaftsplanerische Elemente im FNP enthalten sein müssen, wurde eine Einordnung sowohl in den XPlan-Standard 5.4 als auch 6.0 durchgeführt, in welchem landschaftsplanerische Planzeichen definiert sind. Zu diesem Zeitpunkt war die Version 6.0 bereits von der XLeitstelle beschlossen worden, aber noch nicht in WS LANDCAD implementiert. Von den 86 Planzeichen waren 70 in der Planzeichenordnung vorhanden, 16 dementsprechend nicht.

Zum Start der Aufbereitung des in AutoCAD/WS LANDCAD vorhandenen FNPs wurde durch Herrn Hellberg, Widemann Systeme GmbH, eine Schulung für die Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes durchgeführt. In dieser wurde sowohl auf die bisherigen Erkenntnisse bezüglich der Planzeichen eingegangen als auch die Handhabung der Software AutoCAD/WS LANDCAD besprochen. Da die Schulungsteilnehmer die Software bereits seit Jahren einsetzen und damit sehr vertraut sind, konnte auf die Vermittlung der Grundlagen verzichtet und die Problematik gezielt geschult werden. Die folgenden Themen wurden behandelt:

• Geometrische Aufarbeitung des FNPs
• Planzeichen XPlan-konform anlegen
• Effizientes Arbeiten mit WS LANDCAD
• Organisatorische Vorgehensweisen (z. B. Beantragung von Planzeichen bei der X-Leitstelle)

Nach der Schulung wurde mit der Aufarbeitung des FNPs durch die Stadt Ingolstadt begonnen, die durch die Hotline von Widemann entsprechend begleitet wurde.

Die nicht vorhandenen Planzeichen wurden durch Herrn Hellberg von Widemann ergänzt. Dazu wurden XPlan-konforme Planzeichen erstellt, die dem Standard 5.4 entsprachen. Ein Planzeichen wurde bei der XLeitstelle beantragt.

Für in der Bearbeitung aufgetauchte weitere Fragen wurde Anfang September 2023 eine zusätzliche Schulung gehalten. Inhalte waren unter anderem die Bilanzierung sowie die Konvertierung in neue XPlan-Standards, insbesondere in den Standard 6.0.

Um die XPlan-konforme Erstellung des FNPs der Stadt Ingolstadt zu gewährleisten, wurde durch die Widemann Systeme GmbH ein Pflichtenheft erstellt. Vorgegeben war, dass alle Inhalte, die in der XPlanung eine Entsprechung haben, auch als XPlan-konforme Datei von den Fachstellen bzw. Büros geliefert werden (z. B. Biotopkartierungen).

Sollte für bestimmte Fachgebiete keine XPlan-Definition vorliegen, so sollte eine CAD-Zeichenvorschrift im Pflichtenheft enthalten sein, in der sowohl die Datenstruktur (z. B. Layer) als auch die grafische Ausgestaltung festgelegt sind.

1. Qualitätsvorgaben an die geometrischen Strukturen
2. Festlegungen zu den Sachdaten
3. Beschriftungen und Symbole
4. Umgang mit Sektoralen Datenzulieferungen (gutachterliche Beiträge ohne Flächenschluss)

5. Verfahrensangaben (übergeordnete Sachdaten für Plan- und Bereichsobjekte)
6. Umgang mit Referenzen (Rasterbild und externe Objekte)
7. Datenlieferung – für XPlanGML-konforme Daten wird eine Validierung mit dem Validator der XLeitstelle gefordert

Das Projekt endete im November 2023. Es wurde ein Großteil der geplanten Arbeiten durchgeführt. Insbesondere erfolgte eine geometrische Aufarbeitung des Planes sowie die Zuweisung der XPlan-konformen Planzeichen. Eine Einschränkung ergab sich, da die Version 6.0 der XPlanung noch nicht zur Verfügung stand und damit die in Bayern im FNP enthaltenen Bestandteile der Landschaftsplanung zu dem Zeitpunkt nicht,

bzw. nur durch eigene Planzeichen integriert werden konnten. Dies traf auch auf alle anderen geförderten Projekte zu.

Es wurde eine sehr gute Basis für die weitere Fortführung des FNP auf Grundlage des XPlan-Standards geschaffen. Seit WS LANDCAD 2024 ist XPlanung 6.0 integriert.